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Wie schaffen es Französinnen, schlank zu bleiben? Meine persönlichen Einblicke

Aurélie Bastian · Über mich 3. September 2025




Warum Französinnen scheinbar mühelos schlank bleiben – Die Geheimnisse ihres Lebensstils (meine persönlichen Einblicke)

Oft kommen Fragen und Kommentare, wie Französinnen so mühelos schlank bleiben können. Ich dachte, es wäre einen Artikel wert, hier auf meine französische Rezeptseite.

Viele Frauen melden sich, aber auch viele besorgte Mütter. Und es war mir wichtig, ein paar essentielle Punkte klarzustellen und euch ein gesamtes Bild darzustellen.

Den ganzen Artikel gibt es hier als Podcastfolge zum Anhören oder weiter unten als Text zum Lesen. Viel Spaß!

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Aufgewachsen mit einem Bild

Ich bin wie alle Frauen in Frankreich unbewusst mit diesem Bild aufgewachsen: mit all seinen Regeln, Tabus und Prinzipien. Vieles lebe ich heute noch, weil es einfach Teil meiner Kultur ist. In manchen Punkten finde ich sie auch sehr schön, da es ein positives Bild der Französischen Frauen darzustellen: elegant, stilvoll, chic, inspirierend, höflich, ein bisschen klischeehaft… und ja, dünn.

Ich möchte euch hier die Geheimnisse, Essgewohnheiten und Alltagstipps vieler Französinnen mitteilen. (Keine Mode Tipps oder Style Empfehlungen) Aber ich möchte auch sehr ehrlich mit euch sein, also seid geduldig und lest meinen Beitrag bis zum Ende, bevor ihr euch ärgert. Es ist kein „Eine ist besser als die Andere“, nur eine Antwort, wo die Unterschiede liegen könnten. Nehmt es also als Information und nicht als Kritik.

Die Mythen

In vielen Frauenzeitschriften, Online-Medien und Co. kann man immer diese Zeilen lesen:

„Warum bleiben Französinnen scheinbar mühelos schlank, während andere ständig Diäten machen? Das Geheimnis liegt weniger in strengen Verboten als in ihrem einzigartigen Lebensstil. Französinnen genießen gutes Essen, achten auf Qualität statt Quantität und verbinden Essen mit Freude und Geselligkeit. Ob beim Frühstück, beim Mittagessen oder beim Abendessen – es geht immer um Balance, Genuss und bewusstes Essen.“

Ihr wisst was? Für mich als Französin klingt das als völliger Quatsch! Das macht mich fast sauer, so etwas zu schreiben. Als ob die Französische Frau besser wäre und einen spezifischen Instinkt hätte, um dünn und chic zu sein/bleiben.

Ich muss euch mal klar und deutlich etwas mitteilen: Wir haben kein Extra-Chromosom für „Schlankheit“, keine „Gabe“, um dünn zu bleiben, keine elastischen „Gene“, die die Kalorien wie durch Wunder wegzaubern.

Wir sind einfach nur normale Frauen, wie jede auf diesem Planeten.

Es gibt aber zwei große Geheimnisse, die ihr nirgendwo zu lesen findet, weil es nicht cool, nicht trendy und kaum jemand ehrlich zugeben möchte:

– Wir, französische Frauen, sind „IMMER“ auf Diät.

– Wir sind längst nicht so dünn, wie ihr denkt.

Ich erkläre kurz diese zwei Punkte, um alle Unklarheiten zu beseitigen.

Das Gewicht der Gesellschaft und der Blick der anderen.

In Frankreich ist die „Grossosphobie“ (Gewichtsstigma) sehr präsent. Sei es im öffentliche Raum, auf Arbeit, im Kunstbereich… man erwartet immer mehr das besonders die Frauen schlank seien (oder bleiben, gerade, nachdem sie Kinder bekommen haben). Um „gut“ in der Gesellschaft anzukommen, „müssen“ wir also dünn, oder zumindest in einem bestimmten „Format“ passen, insbesondere in der Beziehung und auf der Arbeit.

Es ist wie ein „Korsett“ in dem man zwingend passen soll. Macht kein Spaß aber so muss es sein. Meiner Ansicht nach, kein Ziel zu erreichen, nichts woraus man stolz sein muss.
Und hier spreche ich nicht darüber „gesund“ zu sein, fit oder einen angemessenen BMI zu haben.

Nach klassischen Standards für Schönheit, sollte eine Frau eine Größe 34 bis 36 haben (also eine 32 bis 34 in Deutschland). Meiner Meinung nach ist das nicht viel für eine Frau, von der die meisten auch schon Kinder bekommen haben. Aber jeder hat seine Meinung, und es war mir wichtig, meine hier mit euch zu teilen.

Fazit: Ja, es wird gesellschaftlich erwartet, dass Französinnen schlank sind – aber nein, das passiert nicht einfach so, und schon gar nicht von alleine. Ich selbst habe lange gedacht, dass wir ein „Geheimnis“ hätten, bis ich gemerkt habe: Es sind einfach kleine Gewohnheiten, die sich in unseren Alltag eingeschlichen haben.

Damit ihr es besser versteht, möchte ich euch jetzt meine persönlichen Einblicke und die Tipps verraten, die viele Französinnen anwenden, um ihre Figur zu halten – ehrlich, ohne Magie, aber sehr wirkungsvoll. Ich erzähle euch, wie wir wirklich leben, essen und auf uns achten, Tag für Tag.

Meine persönlichen Tipps und Alltagstricks

Schlank zu sein oder zu bleiben geht nicht anders, als auf seine Ernährung zu achten. So weit ich es erlebt habe, habe ich über die Jahre viele Unterschiede zwischen Frankreich und Deutschland feststellen können. Es sind kleine Unterschiede, die das „Aufpassen“ einfacher machen.

Ich gebe euch hier einfach ein paar dieser „Geheimnisse“ (die eigentlich keine Geheimnisse sind, aber nennen wir es mal wie die Fitness- und Schönheitsindustrie).

Essenszeiten sind wichtig:

In Frankreich essen wir feste Mahlzeiten (für Groß und Klein), die immer zu bestimmten Uhrzeiten stattfinden. Deshalb schließen viele Unternehmen, Schulen und Co während dieser Zeit – alle gehen essen. Und deshalb sind auch die Restaurants zu diesen Zeiten geöffnet. In Frankreich kannst du nicht einfach um 14 Uhr im Restaurant essen gehen; es wird einfach geschlossen sein.

Wir essen also 4 Hauptmahlzeiten: (in der Regel um die angegeben Uhrzeiten):

Le petit déjeuner (Frühtück) – um 8h (oder um 7h, falls die Kinder in die Schule gehen)
le Déjeuner (Mittagsessen) – um 12h
le Goûter (Vesper) – um 16h
le Dîner (Abendessen) – um 20h

Ihr habt es bestimmt direkt erkannt, aber im Prinzip essen wir alle vier Stunden, ungefähr. Das verhindert den „kleinen Hunger“ und somit wird weniger geknabbert. Es ist eigentlich auch nicht gern gesehen, zwischen den Mahlzeiten zu knabbern. Wenn man ein ordentliches Frühstück gegessen hat, sollte es also keinen „kleinen Hunger zwischendurch“ geben.

Ich werde nicht über das Menü für jede Mahlzeit sprechen, da es sehr persönlich und bei jeder Person unterschiedlich ist.

Es gibt aber mehr zu wissen über die Essensgewohnheiten als die Uhrzeit.

Die Größe der Portionen: 

 Tartelettes Portion

Nach fast 20 Jahren in Deutschland kann ich euch versichern, dass es einen enormen Unterschied zwischen deutschen und französischen Portionen gibt.

In Deutschland bekommt man zum Mittag zum Beispiel einen großen Teller, randvoll mit Essen. Ob Fisch, Curry oder Eintopf … der Teller ist oft sehr gut gefüllt, und man wird richtig satt. Alles gut für mich – ich bin mittlerweile daran gewöhnt.

In Frankreich ist es aber komplett anders. Hier ist man mit einem Teller (Hauptgericht) oft nicht satt. Warum? Erstens ist der Teller nicht voll gefüllt. Zweitens ist das Menü oft so gedacht, dass man eine Vorspeise und ein Dessert nimmt. Die Größe der Portionen ist also so angepasst, dass man eher drei Teller anstatt nur einen schafft.

Diese Portionsregel findet man auch in der Patisserie. In Frankreich sind Tartelettes oder Entremets (Törtchen) zwischen 7–8 cm normal. Wenn man ein Tartelettes in Deutschland bestellt, ist es oft 10–12 cm groß.

Das beste Beispiel – und hier muss ich euch gestehen, dass ich mich immer riesig darauf freue – sind Stücke vom Blechkuchen. Kurz die Geschichte: Ich liiiiiiebe den deutschen Pflaumenkuchen mit Streuseln. Für mich ist es der beste Kuchen (kurz vor dem deutschen Käsekuchen), und in Deutschland bekommt man ihn oft als „Stück vom Blech“. Würde ich diese Art Kuchen in Frankreich kaufen, bekäme ich nur ein kleines Stück von 5×8 cm. Aber hier nicht! Hier bekommt man ein 8×12 cm Stück Kuchen – alles zu meiner vollen Zufriedenheit ;-).

Also ja, es ist einfach Realität: Die Stücke Kuchen sind größer hier, und somit nimmt man mehr Kalorien zu sich. Aber ich genieße alles!

 

Genuss statt täglicher Kalorienbomben

 Croissant Original Backen Hilfe Tipps Rezept

Jeder kennt das berühmte französische Petit Déjeuner: le Croissant. Aber glaubt ihr wirklich, dass das Klischee von der schlanken Französin jeden Tag Croissants zum Frühstück isst?

Hier holt uns die Realität ein, und wir merken schnell: So kann man nicht schlank bleiben. Ich würde auch wahnsinnig gern jeden Tag Croissants essen, aber 300 Kalorien pro Croissant (50 g, ohne Schokolade oder Marmelade) sind schon viel. Zudem hält es nicht sehr lange satt.

Also ja, Französinnen essen gern Croissants, aber oft nur zu besonderen Gelegenheiten, zum Beispiel am Sonntag zum Frühstück. Wir kaufen sie bei unserer Lieblings-Boulangerie, und dafür gibt es unter der Woche einfach zu wenig Zeit.

Dasselbe Prinzip gilt auch für den traditionellen Besuch in einem Salon de Thé oder einer Patisserie, um ein leckeres Törtchen wie Tartelettes, Religieuses, Éclairs oder Mille-Feuilles zu genießen. Das passiert seltener, als man denkt – es ist eine Ausnahme, etwas Feines, das man bewusst genießt, nicht eine tägliche Angelegenheit.

 Religieuse Au Chocolatschokoladen Windbeutel

Nur als Hinweis: Bitte macht euch keine Sorgen, aber hier sind die durchschnittlichen Kalorien dieser Backwaren (Quelle: „La Durée“ und „Paul“):

  • Zitronen-Tartelettes mit Baiser (8 cm): 400 kcal
  • Mille-Feuilles einzeln: 750 kcal
  • Paris-Brest einzeln: 420 kcal
  • Éclairs au chocolat: 280 kcal
  • Religieuse: 450 kcal

Am Tisch Essen: 

In Frankreich essen wir immer am Tisch. Wir essen nicht im Stehen und auch nicht auf der Straße beim Spazierengehen. Man nimmt sich Zeit zum Essen, in Ruhe. Das Verspeisen dauert in der Regel mindestens 20 Minuten. Es wird nicht schnell etwas in 5 Minuten weggeputzt, um dann wieder zu arbeiten. Jede Mahlzeit wird als kleine Pause genutzt, um das Essen zu genießen.

Getränke:

 Wasser Mit Gartenkräutern Und Blüten Aromatisieren

Das Hauptgetränk ist und bleibt stilles Wasser. In jedem Restaurant, Bistro oder Café in Frankreich kann man kostenlos stilles Leitungswasser bekommen. Das ist bei uns üblich. Als kleines Extra kann man Sprudelwasser genießen, aber zum Essen wird meist stilles Wasser serviert.

Weinkonsum, gerade bei Frauen, ist heute nicht mehr so verbreitet wie früher. Aber diese Tendenz gibt es mittlerweile in ganz Europa. Wer keinen Alkohol zu sich nimmt, spart hier auch wieder Kalorien – was nicht zu unterschätzen ist, da „flüssige Kalorien“ oft nicht ersetzt werden. Dies dient nur als Information; jeder macht, wie er möchte. Gerade wenn es einem guttut oder man einfach ein feines Glas Wein genießen möchte.

Gemüse:

Das französische Menü ist so aufgebaut, dass immer Platz für Gemüse vorgesehen ist.

Wie bereits erwähnt, ist das Menü oft so gedacht, dass man eine Vorspeise wählt. Diese Vorspeise besteht häufig aus Gemüse: Salat, Suppe, Mini-Gratin, gebratenes Gemüse …

Wenn man ein größeres Menü wählt, wird zusätzlich nach der Hauptspeise ein „Salade verte“ (grüner Salat) serviert, oft zusammen mit dem Käse. Das Menü ist also immer so konzipiert, dass Gemüse ein Bestandteil ist.

In Frankreich, wie auch in Deutschland, bieten immer mehr Restaurants große, bunte Salate mit Fleisch, Fisch oder als vegane Alternative an. Diese sind sehr beliebt in Frankreich.

Die Kaffee-Zeit und der Mythos:

Wie schaffen es Französinnen, schlank zu bleiben? Meine persönlichen Einblicke Cremiger Hausgemachter Joghurt 300x300

Wenn ich die verschiedenen Mahlzeiten vorstelle, sagen mir oft Leser: „Ja, kenne ich, das gibt es auch bei uns, und das heißt ‚Kaffee-Kuchen-Zeit‘“.

Hier liegt vielleicht ein Missverständnis vor, denn bei uns heißt ‚Goûter‘ buchstäblich ‚probieren‘ und bedeutet etwas Kleines zu essen. Es wird dabei aber nicht immer Kuchen gegessen. Im Gegenteil: Der klassische Goûter für Kinder besteht aus Obst und Joghurt, manchmal noch zwei Petit-Beurre Keksen. Es gibt nur selten Gelegenheiten, bei denen ein richtig großes Stück Kuchen serviert wird – vielleicht am Wochenende, aber nicht unter der Woche.

Am Sonntagnachmittag um 16 Uhr wird oft Kuchen mit Kaffee serviert, und da treffen unsere Gewohnheiten wieder zusammen. Unter der Woche ist es nur ein „Encas“ – ein Snack im gesunden Sinn des Wortes, um bis zum Abendessen durchzuhalten.

Die Geheimwaffe: Fromage Blanc

Wie schaffen es Französinnen, schlank zu bleiben? Meine persönlichen Einblicke Fromage Blanc 473x1024

Wer mich kennt, weiß, dass ich Fromage Blanc aus Frankreich sehr vermisse. Also, was ist Fromage Blanc, und warum ist es so wichtig für Französinnen?

Fromage Blanc ist eine Art Quark, aber nicht sauer, eher mild wie ein griechischer Joghurt im Geschmack und cremig in der Konsistenz. Er enthält viel Eiweiß und wird in Frankreich oft in 1-kg-Eimern verkauft (es gibt ihn auch in kleinen Portionen zum Mitnehmen, aber der Großteil der Regale ist mit 1-kg-Eimern bestückt). Es ist sogar üblich, ihn nur als 1-kg-Eimer zu kaufen – warum? Weil er eine Basiszutat in vielen Haushalten ist.

Man findet ihn mit 40 %, 20 % und 0 % Fett.

Man kann ihn herzhaft oder süß genießen:

  • mit Kartoffeln und Gurke
  • als Basis für Quiche
  • als Kuchenbasis
  • mit Obst oder Kompott
  • als Basis für Tarte
  • als Nachtisch mit verschiedenen Cremes (z. B. Kastaniencreme, Konfitüre)
  • als Basis für leichte Gerichte wie Gemüseflan oder Zucchinikuchen

Fromage Blanc enthält viel Protein, hält lange satt, schmeckt fein und leicht. Es ist die Geheimwaffe, wenn man auf seine Figur achten möchte.

In Deutschland gibt es leider keinen genauen Ersatz. Quark ist oft zu schwer in der Konsistenz, hat aber mehr Protein und sättigt ebenfalls gut. Mir fehlt jedoch der leichte Geschmack. Man kann ihn durch Creme-Quark oder Quark-Creme ersetzen.

 Wenn man auf seine Linie achtet, fängt alles mit der Ernährung an. Und noch besser gesagt: mit den Einkäufen. Was man kauft, wird sehr oft gegessen. Es ist also wichtig, beim Einkaufen die richtigen Entscheidungen zu treffen. In diesem Sinne wird uns immer gelehrt (zumindest habe ich das so gelernt): Nie mit leerem Magen einkaufen gehen. Das macht die Sache viel einfacher und man kauft auch vernünftiger ein.

Was mir aber immer auffällt, wenn ich in Deutschland einkaufe, ist, wie unterschiedlich die Läden gestaltet sind. Ich bin auch irgendwie sicher, dass sich dadurch unsere Essgewohnheiten prägen.

Ich werde euch hier kurz die Unterschiede und meine Fragen dazu teilen.

Einkaufen und Umgebung: 

Gemüse

 Gemüse Auswahl Frankreich

Ich fange direkt mit der Gemüseabteilung im Laden an.

Als Erstes muss ich euch verraten, dass es in Frankreich eine Ladenkette gibt, die fast ausschließlich (oder 97 %) nur Obst und Gemüse verkauft. Sie heißt „Grand Frais“. Ich empfehle euch, dort einmal einen Blick hineinzuwerfen – es ist für mich wie Himmel auf Erden. Diese Läden sind sehr gut besucht, und das aus gutem Grund.

Die Läden sind so groß wie ein großer Aldi oder Lidl und verkaufen ausschließlich frisches Obst und Gemüse. Mit den Jahren haben sie sich vergrößert und bieten jetzt auch frische Käsetheken, lokale Fleischtheken und ausgewählten frischen Fisch an. Ein Paradies für alle, die gern selbst kochen und backen.

In normalen Supermärkten (Typ: Globus, Edeka, Kaufland, Real…) ist die Gemüseabteilung immer die größte Abteilung (kurz vor der Milchprodukte-Abteilung). Sie befindet sich entweder als Erste oder in der Mitte des Ladens. Hier verbringt man die meiste Zeit, und die Gänge sind bewusst extra breit angelegt.

Milchprodukte:

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In Frankreich ist die Milchprodukte-Abteilung (gekühlt und ungekühlt) drei Mal so groß wie in Deutschland.

Sie erstreckt sich über 3–4 Gänge mit Joghurt (klassisch, Natur, mit Obst, aromatisiert …), in kleinen Einzelpackungen, 1-kg-Bechern, 34er-Packungen, Crème fraîche in allen Varianten (cremig und flüssig), Fromage Blanc, Frischkäse, Quark (Petit Suisse), Butter (in allen Varianten). Ein zusätzlicher Gang ist ausschließlich für Milchprodukte vorgesehen. Dazu gibt es immer noch eine extra Käsetheke, an der man bedient wird (wie auch in Deutschland).

Süßigkeiten:

Ich glaube, das hat mich am meisten überrascht, als ich nach Deutschland gekommen bin. Viele Läden beginnen (oder begannen früher) direkt mit der Süßwarenabteilung. Das ist kein Zufall, sondern von den Verkäufern genau durchdacht: Das Sortiment, das am meisten Marge bringt, steht zuerst.

Das Süßigkeitenregal ist oft sehr, sehr, sehr lang. Man hat noch nicht einmal seine Einkaufsliste durchgelesen, schon befindet man sich im Süßwarenbereich. Außerdem reicht es schon, einen leeren Magen zu haben, um sich von Süßigkeiten und Schokolade verführen zu lassen.

In Frankreich ist der Süßwaren-Gang viel kleiner und befindet sich meist als vorletzte Reihe im Laden.

Nur als Info: In Frankreich befinden sich Bücher, DVDs, Dekorationsartikel, Handwerks- und Hygieneprodukte oft am Anfang des Ladens. Ich gehe davon aus, dass diese Produkte die höchste Marge für den Laden erzielen.

Getränke:

In Frankreich gibt es keinen separaten Laden nur für Getränke. Wir haben auch kein umfassendes Flaschen-Recycling und benutzen sehr wenig Glasflaschen. Man wird immer ermutigt, Leitungswasser zu trinken. Deswegen befindet sich neben den Getränkeregalen eine große Abteilung für Sirup.

Ja, es gibt auch einen großen Gang nur für Wein, der genauso groß ist wie die Abteilung für Wasser und Soda zusammen.

Bio, Vollkorn und Vegan

Seit etwa 15 Jahren gibt es in den Läden immer mehr Platz für alternative Produkte und Zutaten. Ich liebe die Bio-Abteilung, die meiner Meinung nach leider noch zu klein ist.

Neben dieser Abteilung findet man vegane Produkte und Vollkorn-Alternativen. Vegane Produkte und Lifestyle-Alternativen sind nicht so verbreitet wie in Deutschland, aber es gibt sie zunehmend. Alternativen wie vegane Wurst und Co. werden immer mehr angeboten, und der Markt scheint sich langsam zu entwickeln.

In Frankreich gibt es zudem eine sehr starke Tradition der Wochenmärkte, auf denen frische Produkte direkt vom Bauern gekauft werden. Dort ist die Qualität der Produkte deutlich besser und die Rückverfolgbarkeit sicherer. Das ist mein Favorit, aber man braucht Zeit – diese Art einzukaufen ist oft nicht kompatibel mit einem Vollzeitjob und Familie.

Fisch und Meeresfrüchte

 Fischtheke Frankreich

Wir essen viel Fisch – nicht frittiert oder paniert, sondern einfach nur gegrillt oder gedämpft mit frischen Kräutern und Gemüse.

In französischen Läden gibt es frische Fischtheken. Ich liebe das. Egal ob in der Bretagne, in Paris oder in Lothringen (600 km vom Meer entfernt) – man kann immer frischen Fisch, Muscheln und Meeresfrüchte bekommen. Das vermisse ich sehr in Deutschland. Ich lebe in Sachsen-Anhalt, 380 km vom Meer entfernt, und bekomme oft zu hören: „Zu weit vom Meer, um frischen Fisch zu bekommen.“ Na ja, Not macht erfinderisch – jetzt habe ich immer einen guten Vorrat an gefrorenem Fisch und Muscheln zu Hause.

Kleidung

Kleidung und insbesondere die Größen spielen ebenfalls eine große Rolle in unseren Gedanken.

Wusstet ihr, dass eine Größe 38 in Deutschland einer 40 in Frankreich entspricht? Und dass eine 44 (F) – 42 (D) in französischen Läden schon als Übergröße gilt?

Das bedeutet, dass viele Läden in Frankreich Kleidung nur bis Größe 42 (F) – 40 (D) führen. Wer in Deutschland Größe 44 benötigt, wird im klassischen Laden nicht fündig und muss bestellen. Ich finde das absurd, aber leider ist es die Realität in vielen Geschäften. Es ist sehr frustrierend und hilft nicht, das Selbstbewusstsein zu stärken.

Bitte seid also vorbereitet und nehmt es nicht persönlich: die französischen Größen sind kleiner.

Leben in Deutschland: Freiheit und Wohlgefühl

Auch wenn französische Frauen einen positiven Ruf haben, möchte ich hier die Gelegenheit nutzen, euch mitzuteilen, wie glücklich ich bin, heutzutage in Deutschland zu leben.

Vielleicht merkt ihr es nicht ganz, aber ich empfinde die „Schlank-Sein-Kultur“ hier nicht so stark wie in Frankreich. Hier darf eine Frau sein, essen, leben. Eine normale Größe ist hier genau das: normal. Irgendwie interessiert es niemanden, ob man eine 36 oder 42 Jeans trägt.

Die Stücke Kuchen (Blechkuchen) sind einfach enorm! Die Buttertorten-Stücke haben in der Regel 1000 Kalorien, und es juckt niemanden! Wie genial und wie befreiend ist das bitte?

Also in einer Welt voller künstlicher, unerreichbarer Perfektion, kann man einfach man selbst sein. Hier dürfen Frauen „mehr Platz“ einnehmen, und es ist normal. Ich mag das sehr, und ich kann auch sagen: Ich habe das Glück, dass meine Community aus vielen Frauen besteht, die sich gegenseitig zur Seite stehen. Wir unterstützen uns gern, ohne Vorurteile und ohne Hintergedanken – das ist einfach Gold wert.

Final:

Zum Schluss möchte ich euch nur sagen, dass die Französische Eleganz mehr ein Gefühl und kein Lebensstil ist. Man sollte sich wohlfühlen und sich nicht von unrealistischen Idealen stressen lassen.

Dieser Beitrag ist basiert auf meine Erfahrung, bestimmt gibt es Frauen die 1 kg Schokolade pro Tag essen können ohne einen Gramm zu zulegen, aber wie immer ist das nicht die Mehrheit.

Bitte lasst euch verführen vom Französischen Charme, aber vergleicht euch nicht und stellt euch nicht dieses perfekte Ideal als Beispiel für euer Leben. Es ist nicht machbar in einem ganz normalen Alltagsleben, zwischen Jobs, Kind und Haus.

Seid ganz Lieb gedrückt und genießt das Franzosische Flair ohne Druck und Neid, man lebt sehr wohl hier in Deutschland.

Eure Aurélie

Portrait von Aurélie Bastian

Über michMein Name ist Aurélie [o-re-li] , französische Kochbuchautorin, Foodbloggerin und Fernsehköchin, die die Liebe nach Deutschland verschlagen hat. Hier findest du einfache Rezepte und Klassiker der französischen Küche.
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2 Kommentare
  • Steffi

    Sehr schön und informativ geschrieben. Vielen Dank ❤️

  • Anonym

    Danke für diesen Artikel! Das ist super interessant 😀!

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